Interlab Rhenanum

Das Interlab

Interlab Rhenanum ist ein intersektorales sowie grenzübergreifendes Netzwerk zur Förderung offener Systeme in der Digitalisierung und offene Innovation in der öffentlichen Verwaltung in der Grenzregion Oberrhein. Es schafft Teilhabe unter den Sektoren und versteht sich als Open Government Labor.


Das Labor fördert eine größere Offenheit bei der Gestaltung von Digitalisierung nach europäischen Werten und der generellen Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Bürgerschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Dabei wirbt es für Prinzipien der Open Government Partnership (OGP), an der sowohl Frankreich als auch Deutschland teilnehmen und bei der Deutschland derzeit einen Sitz im Lenkungsausschuss inne hat. Weitere (mittelbare) Ziele sind die Ermittlung regulatorischer Hemmnisse in der grenzübergreifenden Zusammenarbeit und im Lebensalltag sowie die Vorbereitung, des Eurodistrict Strasbourg-Ortenau auf eine mögliche Teilnahme an der OGP im Rahmen dessen Local-Program. Auch über europäische Binnengrenzen hinweg, insbesondere in Alltagsräumen der Grenzregionen, sozusagen an den Nahtstellen Europas, muss digitales Miteinander gestärkt werden.

Zu den hauptsächlichen Aktivitäten zählen Erfahrungs- und Wissensaustausch sowie Projektinitiativen unter Akteuren von der französischen und deutschen Seite des Rheins - beispielsweise zu Open Data und Open Source Software. Das ehrenamtlich betriebene Netzwerk ist aus einer Fokusgruppe des durch das Land Baden-Württemberg im Rahmen des Walter-Hallstein-Programms geförderten Workshop- und Anbahnungs-Projekt "Digitale Grenzregion Oberrhein" (DGO) der Metropolregion Rhein-Neckar hervorgegangen, das 2018 durch die Interlab-Rhenanum-InitiatorInnen mitinitiiert wurde.

Das Interlab Rhenanum ist unabhängig weitergeführt worden, um selbstständig das wertvolle grenzübergreifende Netzwerk aus Kompetenzen mit dem oben genannten Fokus nachhaltig auszubauen und die in den Workshops gewonnen Projektideen weiter zu konkretisieren und umzusetzen.

Der Name Interlab Rhenanum leitet sich aus der französischen Institution “Etalab” der interministeriellen Direktion für das digitale und staatliche Informations- und Kommunikationssystem der französischen Regierung ab sowie dem lateinischen Wort Rhenum für den Grenzfluss Rhein. Interlab Rhenanum ist eine Initiative von Oliver Rack, Vorstand des deutschen Vereins "Politics for Tomorrow c/o nextlearning e.V." und Mitglied der Strategiegruppe des Open Government Netzwerks Deutschland und Harmonie Vo Viet Anh, Vorstand des französischen Vereins "Hackstub".

Warum ist das grenzübergreifende Interlab Rhenanum wichtig?

Ein digitales Miteinander z.B. bei Teilhabe und Engagement, benötigt unterstützende und offene Grundstrukturen, Basistechnologien und Wissensressourcen als Grundlage und "common ground" sowie als "Betriebssystem" für ein prosperierendes sowie souveränes Zusammenspiel - wie jede andere Strukturen der Staatlichkeit auch. Das Maß an Selbstbestimmung des Individuums und des Gemeinwesens und der produzierten Prozesse und Lösungen gründet jedoch erheblich auf diesen. Daten und Informationen, als verschleißfrei teilbarer Rohstoff für Evidenz, Wissen und digitale Lebenshilfe, zählen zu diesen Grundlagen des Gemeinwesens, insbesondere wenn sie öffentlich finanziert sind. Solche Open Data helfen das World Wide Web der unstrukturierten Information zum World Wide Web der strukturierten Information zu Gunsten des Gemeinwesens weiter zu entwickeln und die Datensouveränität und die Möglichkeiten der Teilhabe und des Engagements auszubauen. Wo wären wir zivilisatorisch ohne offene Systeme, ohne offenes Wissen? Wo wären Internet und World Wide Web ohne offene Standards und offene Lösungen? In der globalen vernetzten digitalen Welt können wir uns Strukturen in territorialen Grenzen zu Sicherung von Selbstbestimmung immer weniger leisten, machen diese immer weniger Sinn. Im digitalen Raum tritt anstelle des Bedarfs an territorialer Souveränität zunehmend der Bedarf an funktionaler, technologischer Souveränität, der "Europäische Weg". Im Rampenlicht (auch der Förderinitiativen) stehen oft die Prozesse und Lösungen, die auf Strukturen gründen, weniger jedoch die Strukturen selbst. Hier braucht es mehr Fokus und Unterstützung.

Der "Europäische Weg" bei der Schaffung dieser Strukturen trifft am unmittelbarsten in den grenzübergreifenden Alltagsräumen der europäischen Binnengrenzen auf die Lebenswirklichkeit von BürgerInnen, Unternehmen, Verwaltung und Wissenschaft, auf den konkreten Nutzen. Gerade Deutschland hat durch dessen zentrale Lage mit vitalen europäischen Binnengrenzen eine Chance und Verantwortung, offene Systeme wie Open Data in europäischer Dimension zu denken.

Insbesondere europäische Interoperabilität von Daten im Generellen sowie in grenzübergreifenden Alltagsräumen im Speziellen zu stärken – besonders vor dem Hintergrund einer Ratspräsidentschaft. European Observation Network for Territorial Development and Cohesion hat selbst in Grenzregionen mit viel Wachstumspotenzial noch erhebliche Mängel in der Datenlage zu grenzübergreifenden Regionalentwicklung festgestellt – Open Data kann dies mildern.

Politische Voraussetzungen geschaffen

Die Europäische Kommission hat mit der Richtlinie über offene Daten und die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors (EU) 2019/1024, der High-Value-Data-Verordnung und den ISA2 Programmen bereits wichtige Grundlagen geschaffen, bzw. wird diese weiter stärken.

In Bezug auf Daten und offene Daten zur grenzübergreifenden Regionalentwicklung leisten aktuell auch die Generaldirektion Regionalpolitik und Stadtentwicklung der Europäischen Kommission sowie das Referat Europäische Raum- und Stadtentwicklung am BBSR des Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung wichtige Vorarbeit. Durch Aachener Vertrag und die “Erklärung von Hambach zur deutsch-französischen Zusammenarbeit in den Grenzregionen” vom 6. April 2017 durch die Vertreter angrenzender Gebietskörperschaften und den Beauftragten für die deutsch-französische Zusammenarbeit sind bereits wichtige Grundsteine gelegt. Entsprechende grenzübergreifende Pilotprojekte existieren bereits in den Grenzregionen Hochrhein-Bodensee, Oberrhein und Niederrhein bzw. Großregion Deutschland-Niederlande. Auch mit Blick auf den “Mechanismus zur Überwindung rechtlicher und administrativer Hindernisse in einem grenzübergreifenden Kontext” im Rahmen des neuen Mehrjährigen Finanzrahmen der EU von 2021 bis 2027 bilden die Richtlinie und Open Data generell Chancen. Außerdem bilden die beiden französischen Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin zum 1. Januar 2021 eine eigene, zweisprachige (französisch, deutsch) Gebietskörperschaft „Collectivité européenne d’Alsace“ (CEA), die insbesondere die grenzübergreifende Zusammenarbeit zum Zweck hat.

Interlab Rhenanum - Dataunion

Anlässlich des Digitaltags 2020 veranstaltet Interlab Rhenanum auf Basis einer kollaborativer Datenbank als Online-Plattform die Vortrags- und Workshop-Veranstaltung "Dataunion". Dabei treffen sich intersektoral Akteure, insbesondere aus öffentlicher Verwaltung und Bürgerschaft, von beiden Seiten der europäischen Binnengrenze.

Es geht darum, Erfahrungen zu Anwendungen, Rechtsnormen und Standards bezüglich Open Data auszutauschen und gemeinsam Daten zu katalogisieren, semantisch abzugleichen sowie diese Anwendungen und politischen Handlungsfeldern im Sinne eines Cross-Benefit-Check kreuzreferenziert zuzuordnen. Arbeitsgegenstand hierfür sind der Musterdatenkatalog NRW, eine Initiative des deutschen nationalen Datenportals GovData, der Abteilung openNRW des nordrheinwestphälischen Wirtschaftsministeriums sowie der Bertelsmann Stiftung.

Dabei wird thematisch Bezug genommen auf Daten-Bedarfe für eine gemeinsame Krisenresilienz, die Indikatoren zur Messung der UN-Nachhaltigkeitsziele sowie auf die derzeitige Entwicklung der High Value Data Liste durch die Europäische Kommission.

Zudem wird ein Stakeholder-Mapping zu Open Data durchgeführt. Auftakt sind diverse Impulsreferate zum Fortschritt in Deutschland und Frankreich sowie dem Stand der jeweiligen Rechtsnormen bei Open Data. Dataunion wird durch die deutsche Organisation "Politics for Tomorrow c/o nextlearning e.V." und die französische Organisation "Hackstub" im Zuge von Interlab Rhenanum organisiert.

Vorträge 19.6.2020

  • Open Data und Open Government - Sachstände Deutschland / Frankreich sowie Vorstellung Musterdatenkatalog / X-contexts cross referencing; Harmonie Vo Viet Anh, Vorstand von "Hackstub", Oliver Rack Vorstand "Politics for Tomorrow c/o nextlearning e.V." und Mitglied Strategiegruppe des Open Government Netzwerks Deutschland


  • Fallbeispiel: Grenzübergreifendes Smart Government am Bodensee; Karsten Krumm; Smart Government Akademie Bodensee, Smart City Beauftragter bei Stadt Friedrichshafen (BESTÄTIGT)

    • Die Smart Government Akademie Bodensee vernetzt länderübergreifend Erfahrungen und Wissen, um aktuelle Chancen und Herausforderungen der smarten Verwaltung von morgen gemeinsam zu nutzen. Das Projekt wurde von neun Städten und Gemeinden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie vier Hochschulen gegründet. Es wird im Rahmen des Interreg V-Programms finanziell unterstützt.


  • Open Data in Strasbourg; Olivier Banaszak; Leiter der Abteilung für Geomatik und Raumbeobachtung bei der Eurométropole Strasbourg (BESTÄTIGT)


  • Open Government und Open Data in Karlsruhe; Sven Klenert; Amt für Informationstechnik und Digitalisierung Zentrale Anwendungen, Stadt Karlsruhe (BESTÄTIGT)

    • Das bisheriges Datenangebot im Transparenzportal der Stadt Karlsruhe umfasst neben den Haushaltsdaten ganz verschiedene Aspekte des Stadtlebens: Zusätzlich zu den üblichen Statistiken zur Bevölkerung finden sich z. B. Wahldaten, ÖPNV-Fahrplandaten des KVV, Trinkwasserwerte der Stadtwerke sowie die Messwerte der städtischen Wetterstation. Der Stadt Karlsruhe ist dabei sehr bewusst: Es gilt, Verwaltungsdenken durch Open Government und somit durch neue Perspektiven von außerhalb zu bereichern. Deswegen sind externe Datennutzer daher ein essentieller Teil des Open-Data-Ökosystems, auch über die deutsch-französische Grenze hinweg. Derzeit baut Karlsruhe sein digitales Innovationslabor im Rathaus aus, das DigitalLab. Es soll dann noch mehr Raum für neue digitale Dienste und Innovationen bieten.


  • Vortrag von Etalab der interministeriellen Direktion für das digitale und staatliche Informations- und Kommunikationssystem der französischen Regierung; Bastien Guerry, Referent für Freie Software (BESTÄTIGT)

    • Etalab ist eine Abteilung der interministeriellen Direktion für das digitale und staatliche Informations- und Kommunikationssystem der französischen Regierung (DINUM). Sie koordiniert insbesondere die Konzeption und Umsetzung der staatlichen Daten-Strategie, z.B. die Politik der Offenheit und des Austauschs offenen Daten (Open Data). Sie koordiniert die Maßnahmen der staatlichen Verwaltungen und bietet ihnen Unterstützung, um die Verbreitung und Wiederverwendung ihrer öffentlichen Informationen zu erleichtern und betreibt die offene Datenplattform data.gouv.fr. Etalab trägt auch dazu bei, die Verbreitung und den Datenaustausch zwischen Verwaltungen selbst zu erleichtern.


  • Etablierung eines Raumbeobachtungssystems für angrenzende Regionen; Claire Duvernet; Koordinatorin für das Projekt "Etablierung eines Raumbeobachtungssystems für angrenzende Regionen" an dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) (BESTÄTIGT)

    • Mit diesem Projekt sollen die Ergebnisse des MORO zur Schaffung der Grundlagen für ein Raumbeobachtungssystem für angrenzende Gebiete konkretisiert werden. Nach der bisherigen explorativen Vernetzung von Instituten und Institutionen von Bund, Ländern und Regionen - darunter die trinationale Metropolregion Oberrhein - soll nunmehr ein Netzwerk zur grenzübergreifenden Raumbeobachtung etabliert werden, und die methodische Grundlage definiert werden, um über eine Anlaufperiode hinaus eine kontinuierliche Berichterstattung zu ermöglichen. Hierzu sollen im Zusammenspiel auch mit den statistischen Institutionen der Länder die Informationsgrundlagen verbessert werden. Die Themen, die im Vorläuferprojekt als prioritär definiert werden (Pendler, Dienstleistungen, Arbeitsmarkt etc.) stehen hier im Vordergrund.


  • Anwendungsfall: Metropolatlas der Metropolregion Rhein-Neckar; Heinrich Lorei; Projektleiter Metropolatlas, Digitalisierung und E-Government, Metropolregion Rhein-Neckar (BESTÄTIGT)


  • Präsentation der Standard for Public Code Initiative; Olaf-Gerd Gemein, Business Architekt, Co-Fonder Smart Cities Lab, Initiator der deutschen Sektion "Public Code Foundation Germany"

    • Der Standard for Public Code ist eine Auswahl von Kriterien, die öffentliche Einrichtungen bei der koordinierten Entwicklung und Pflege von Software und deren Richtlinien unterstützt. Jeder, der Software oder Richtlinien für einen öffentlichen Zweck entwickelt, kann diesen Standard nutzen, um auf qualitativ hochwertige, digitale öffentliche Dienste hinzuarbeiten, die kosteneffizienter sind und weniger Risiko sowie mehr Kontrolle bieten. Öffentlicher Code ist sowohl Zivil-Code (wie Gesetze, Richtlinien oder Vorschriften) als auch Computer-Quellcode (wie Software und Algorithmen), der in einem öffentlichen Kontext, von Menschen oder Maschinen, ausgeführt wird. Öffentlicher Code unterscheidet sich ausdrücklich von normaler Software, weil er unter grundlegend anderen Umständen und Erwartungen funktioniert und eng mit der staatliche-gesellschaftlichen Verantwortung und Daseinsvorsorge verknüpft ist. Es gibt viele gute Gründe dafür, warum öffentlicher Code aktuell besonders relevant ist., denn Software-Code sind gesetzliche Anweisungen und Verfahren digitalisiert Software ist somit ein Teil der öffentlichen Infrastruktur.


Interlab Rhenanum ist co-initiiert von
Mitglied von
Interlab Rhenanum ist co-initiiert

Hackstub Strasbourg



Die Simultandolmetscher im Rahmen der Web-Konferenz sind gefördert durch:
#Wirsinddabei und #digitalmiteinander mit der Workshop-Konferenz #Dataunion beim #Digitaltag20